05.10.2009: Bestechungen am frühen Morgen, Hochzeitspaare vor Timur und seiner Palast- Ruine, Hochzeitspraktiken entlegener Regionen und russische Hotels mit russischen Sanitäranlagen.
Heute sind wir zeitig aufgestanden, so gegen 6 Uhr, und sind zum Registan gelaufen, der ja nur etwa 900 m von unserem Hotel entfernt liegt und haben einen Polizisten bestochen. Er hat uns für 15.000 Sum (runtergehandelt von 20.000 Sum) auf ein Minarett der Ulugbek- Medresse am Registan hinaufgehen lassen. Die Treppen sind baufällig gewesen und die Stufen waren riesengroß und unterschiedlich hoch. Alles war dreckig und baufällig, aber der Ausblick war einmalig (auch wenn immer nur einer gucken konnte, da die Treppe am Ausguck sehr schmal war). Die Sonne ging gerade auf und wir konnten den Rundumblick auf die Stadt genießen. Dann sind wir zügig zum Hotel gelaufen. Um 8 Uhr gab es Frühstück und um 9 Uhr ging die Fahrt los.
Zusammen mit dem Guide und seinem Reiserucksack über Shaxrisabz nach Termez. Es war wieder wunderschönes Wetter. Und nachdem wir über eine Passstraße durch das Serafashan- Gebirge gefahren sind, auf und einen Basar angehalten haben, um Tee zukaufen und die Aussicht zu genießen, erreichten wir unsere erste Station: Shaxrisabz, den Geburtsort von Timur. Zuerst besuchten wir den Rest des Palastes „Ak Sarai“, den „Weißen Palast“, gebaut im 14. Jh, den Sommerpalast Timurs, von dem Palast stehen heute nur noch zwei Seitenteile eines riesigen Eingangsportals, die aber schon wegen ihrer Größe beeindruckend sind. In einem der zwei Seitenteile gibt es eine Wendeltreppe, die wir auf Drängen von Andreas gleich benutzen, ganz ohne Bestechung. Von oben hatten wir einen schönen Blick auf die Umgebung und auf das Timur- Denkmal und natürlich konnten wir von oben wieder viele Hochzeiten sehen. Wieder unten angekommen, gingen wir zum Denkmal von Timur, dort waren mindestens 4 Hochzeits- Gesellschaften, die sich alle vor dem Denkmal und den Resten des „Ak Sarai“ fotografieren lassen wollten und wir wurden auch von den Hochzeitsgästen bestaunt und fotografiert.
Dann ging es weiter zum Dor Ut-Tilovat und zum Jahongir-Mausoleum. Hier sind zwei der Söhne von Timur und ein geistiger Lehrer von Timur begraben. Es wuchsen hier auch sehr alte und heilige Bäume. Dort konnten wir auch bei Restaurationsarbeiten zuschauen, bei denen Techniken, zum Beispiel der Wandbemalung, verwendet wurden, wie sie schon in früherer Zeit eingesetzt wurden und von Generation zu Generation weitergegeben werden. Dann ging die Fahrt weiter durch Ausläufer des Pamir- Gebirges hinweg über Pässe, vorbei an der Mauer von Derbent, dem Eisernen Tor, das ursprünglich die Grenze zwischen dem baktrischen und dem sogdischen Reich war. Die Leute in Derbent heiraten wohl schon seit langer Zeit nur Einwohner aus ihrer Gegend. Wahrscheinlich weil kein anderer in diese Gegend kommt. Denn die Gegend ist an 3 Seiten von Bergen eingeschlossen. Auch Alexander der Große soll, als er diese Gegend durchreiste, die einheimische Roxana geheiratet haben. An manchen Stellen der Straße, die nach Termez führte, konnte man vergessen, dass es sich um eine Straße handelte, es war nur Schotter und Staub. Faszinierend war die Landschaft, durch die wir hindurch fuhren. Sie veränderte sich ständig, war von verschiedenen Gesteinsarten und - formen geprägt und von Flusstälern durchschnitten. Überall waren Passkontrollen, die es sehr genau nahmen. Auch weil wir immer näher an die afghanische Grenze kamen. Termez, wir kommen, es wurde noch ein wenig wärmer und siehe da wir sind angekommen.
Es war spannend, dass Hotel zu finden, der Guide und unser Fahrer fragten ein paar Passanten nach dem Weg und dann erreichten wir das Hotel. Es war sehr charmant und von einer Russin betrieben. Wir waren natürlich vorsichtig, Russen sind ja so eine Sache. Unser Zimmer ähnelte einer angemieteten Wohnung mit Vorzimmer, Bad, Wohn- und Schlafzimmer. Im Wohnzimmer standen eine große Couch mit Sesseln, eine Schrankwand ein Wohnzimmertisch und ein Fernseher. Im Bad war der Toilettendeckel lose. Man musste also immer vorsichtig sein, um nicht mit dem Toilettendeckel auf dem Fußboden zu landen. Der Spülkasten war ohne Deckel und man musste schon mit der Mechanik des Spülkastens vertraut sein, um die Spülung in Gang zu bekommen. Dann war wohl noch die Wasserzufuhr zur Toilette nicht dicht, zumindest war es am Toilettenbecken feucht und der Abfluss vom Waschbecken hatte wohl auch ein Problem, dort war es auch ringsum nass, aber dafür lag schon ein Lappen bereit. Also kein Problem.
Am Abend gingen wir mit dem Guide in ein nahe gelegenes Restaurant. Dort gab es nur Hähnchenschaschlik, diese nahmen wir. Dann tranken wir Bier dazu, es gab Brot und Aprikosenkerne zum „Selberpoolen“. Und natürlich wurden wir wieder mit lauter Musik beschallt. Aber diesmal war es wenigstens usbekische Musik, wahrscheinlich weil das Restaurant von Russen betrieben wurde. Als die Schaschliks geliefert wurden, kamen auch noch 2 Katzen zu uns, eine winzige und eine ausgewachsene, später gesellte sich noch ein Hund zu uns. Das Essen war sehr gut. Dann wanderten wir zum Hotel zurück und fielen gesättigt und glücklich ins Bett.
06.10.2009: Russische Betten sind hart, Besichtigungen unter Militäraufsicht, die Welt ist doch ein Dorf, nervöse Fremdenführer und mit dem GPS durch Termez
Naja, mal ehrlich, russische Betten, nicht gerade ein Traum, hart und an den wichtigen Stellen ausgebeult, unser Guide hatte auch nicht so toll darin geschlafen. Dann gab es Frühstück, das war aber lecker. Auf uns wartete eine Fremdenführerin aus Termez, da Sie nur Englisch sprach, fuhr unser als Guide als Dolmetscher mit.
Zuerst besuchten wir das Museum für Geschichte, ein neu gebautes archäologisches Museum. Hier arbeitet unsere Fremdenführerin hauptberuflich als Führerin. Sie war mongolischer Abstammung, was man Ihr auch ansah. Wir lernten in diesem Museum die verschiedenen Herrscherzeiten des Gebietes und die Geschichte der Region kennen. Ein guter Einstieg, um die Bedeutung von Termez für verschiedene Weltregionen, wie dem Islam und für dem Buddhismus zu verstehen. Denn durch die Seidenstraße war Termes ein wichtiges buddhistisches Zentrum. Nun war es Zeit, aufzubrechen, denn in Termez gibt es viel zu sehen.
Das „Hakim Al Termezi“- Mausoleum war die nächste Station der Tour. Das Mausoleum besteht aus einer Gruppe von Gebäuden. Das aus Marmor errichtete Mausoleum von Hakim At-Termezi, es ist sehr sehenswert und eine Pilgerstädte für Muslime. Abu Abdallah Mohammed bin Bashiral Hakim at-Termesi war ein Gelehrter aus Termez und Gründer eines Derwischordens. Derwische sind muslimische Wandermönche, die als besonders weise gelten. Als wir das Mausoleum besuchten, war auch eine usbekische Familie da, die sich auch das Mausoleum anschaute. Als wir das das Gebäude verließen, wollte sich diese Familie unbedingt mit uns fotografieren lassen, was wir auch gleich machten und natürlich machten wir auch ein Foto für uns.
Dann wurde es ganz spannend. Wir fuhren zum „Kara Tepe“ dem „Schwarzen Hügel“ der Ausgrabungsstädte, eines buddhistischen Klosters. Es gehört mit zu den ältesten gefundenen Klostern dieser Religion. Das Kloster befindet sich direkt am Grenzfluss zu Afghanistan, dem Amurdarja auf militärischen Sperrgebiet. Aus diesem Grund war schon die Zufahrt auf die Ausgrabungsstätte eine Wissenschaft. Vor der Anreise musste das Reiseunternehmen eine Genehmigung zur Besichtigung der Ausgrabungsstätte beantragen. Diese musste die Reiseleiterin am Eingang den Wachsoldaten vorlegen, zusammen mit den Pässen unseres Fahrers und des Guides. Als wir von den Ausgrabungen wieder zurückfuhren, bekamen wir diese wieder zurück, allerdings erst nach einer Wartezeit weil die Armee gerade mittags Pause machte. Und da die Ausgrabungen auch auf einem ehemaligen Schießplatz waren, fand Andreas auch noch Reste von Granaten, aber zum Glück hat er sie nicht mitgenommen!
Dann ging es weiter zur „Fajas Tepe“, auch ein buddhistisches Kloster und diesmal sogar mit einer Stupa. Das Gelände von „Fajas Tepe“ liegt nicht auf irgendwelchen Sperrgebieten, so dass wir das angeschlossene Museum ohne Probleme und Passkontrollen besichtigen konnten. Im Museum gab es schöne Wandmalereien und Buddhastatuen zu besichtigen, auch wenn es sich nur um Kopien handelte, weil die Originale entweder in Taschkent oder in Sankt Petersburg sind. Nach dem Museum besichtigten wir die mit japanischer Hilfe wieder rekonstruierte Stupa und ein Model der ehemaligen Klosteranlage. Beides sehr interessant, denn bisher hatten wir nur muslimische Bauwerke gesehen und hätten nicht erwartet, solche Bauwerke hier zu finden.
Nach so vielen Besichtigungen hatten wir Hunger. Es war ja auch schon Mittagszeit und so fuhren wir in die Innenstadt von Termez um etwas zu essen. In einem Straßenimbiss aßen wir leckere Teigtaschen, gefüllt mit Zwiebeln und Fleisch, sehr lecker. Frisch gestärkt ging es im warmen Termez weiter zur „Kyrk- Kyz“ (40 Jungfrauen), den Ruinen einer Festung aus der Zeit der Samaniden. Einer Legende zufolge lebten in dieser Festung oder diesem Schloss 40 heilkundige Jungfrauen, die der Bevölkerung mit ihrem Wissen geholfen haben. Aber als diese Festung aus welchen Gründen auch immer zerstört wurde, sind alle 40 Jungfrauen getötet worden. Aus diesem Grund kommen heute viele Frauen aus der Gegend zu diesem Platz und beten, wenn Sie gesundheitliche Probleme haben. Vor der Festung trafen wir 2 Usbeken, die sich im Schatten ausruhten und Baumwolle bewachten, die in der Sonne trocknete. Einer dieser zwei Usbeken erzählte uns, dass er während seiner Dienstzeit in der russischen Armee in Deutschland stationiert war und sogar Leipzig und Dresden kenne. Die Welt ist eben wirklich ein Dorf.
Unsere letzte Station war der „Sultan- Saadat -Complex“, eine geschlossene Nekropole, die 92 m lang und 40 m breit ist. Die Nekropole besteht aus mehreren Mausoleen. Das älteste Gebäude befindet sich westlich und stammt vermutlich aus dem 11. Jh. Der gesamte Komplex ist groß und eindrucksvoll gestaltet und berühmt, weil hier auch Angehörige von Mohammed begraben sind. Da unser Besichtigungsprogramm nun beendet war, ließen wir uns in Termez an einem Basar aussetzen und vereinbarten, dass wir alleine zum Hotel zurück laufen wollen. Unsere Guides waren richtig nervös und erklärten uns ausführlich, mit welchem Sammeltaxi wir wieder zum Hotel zurück fahren können. Aber mit dem GPS von Andreas, der zum Glück die Position des Hotels gemarkert hatte, waren wir uns sicher, wieder zum Hotel zurück zu finden. Das war ein wenig wie Geocaching.
Zuerst bummelten wir über den Basar. Wir waren wieder beeindruckt von der Atmosphäre und den angebotenen Waren. Und haben einem Metzger bei der Arbeit und beim verkaufen zugeschaut, bei uns gänzlich unvorstellbar wie er arbeitete. Auf einem Holzstock rohes Fleisch zerhacken, für uns hygienetechnisch schauderhaft. Wir sind durch einen Park zurück zum Hotel gelaufen und haben noch unsere Führerin aus Termes getroffen, die sichtlich erleichtert war und sich freute, dass wir den Weg zum Hotel gefunden haben. Abends sind wir mit unserem Fahrer Sanart und Bochadir, unserm Guide, essen gegangen. Wieder in dasselbe Restaurant wie am Vortag und es gab wieder Hühnchenschaschlik und wir haben viel geredet und gelacht.